US-Haushalte: Finanzlage historisch extrem

Während die Welt in einem “Meer von Liquidität” schwimmt, erreicht die Liquiditätslage der US-Haushalte historisch extreme Werte – negative natürlich.

Kreditblase: Eine Kette bricht bekanntlich am schwächsten Glied – eine Art Wink mit dem Zaunpfahl ist der Economist-Artikel Bleak houses (15.2.07) über das riskanteste Segment des US-Hypothekarkreditmarkts.

Hier ein Link zu einem weiteren Economist-Artikel über die möglichen Auswirkungen der “Subprime”-Probleme vom 22. März 2007: Cracks in the Façade: America’s riskiest mortgages are crumbling. How far will the damage spread?

Die Kauflust der US-KonsumentInnen hat die US-Wirtschaft auch 2006 auf Wachstumskurs gehalten, alles beglückwünscht sich, und der Dow Jones erreicht einen neuen Rekordstand. Eine der Kehrseiten ist die negative Sparquote der US-Haushalte, die 2006 nach Angaben des U.S. Commerce Department mit minus 1% den niedrigsten Stand seit 1933 (-1,5%) erreichte: Die KonsumentInnen gaben also ihr gesamtes verfügbares Einkommen aus und finanzierten ein zusätzliches Prozent aus Ersparnissen oder durch Kreditaufnahme.

Eine weitere Kehrseite ist die historische Verschlechterung der Liquiditätslage des US-Haushaltssektors seit Ende der 1990er Jahre. Besonders drastisch lässt sich diese Entwicklung anhand des Verhältnisses von liquiden Mitteln zu Verbindlichkeiten darstellen wie in der folgenden Grafik:

Die Grafik stammt aus dem auf safehaven.com veröffentlichten Artikel We’re Swimming In Liquidity, Aren’t We?, dem sich noch zahlreiche weitere Kennzahlen der Finanzlage der US-Haushalte entnehmen lassen. Inhaltliche Quelle des Beitrags sind die AnalystInnen von ContraryInvestor.com, die sich unter About CI kurz vorstellen.

Wie lange werden die US-KonsumentInnen so weitermachen (können), das ist die große Frage für die US-Wirtschaft.

Es geht dabei nicht bloß um die Konsumausgaben an sich, sondern insbesondere um die Auswirkungen auf die Unternehmensinvestitionen: Erwarten die Unternehmen eine schwach steigende, stagnierende oder gar sinkende Inlandsnachfrage, werden sie ihre Investitionen entsprechend reduzieren.

3 Antworten auf „US-Haushalte: Finanzlage historisch extrem“

  1. Die finanzielle Krise in den USA schwächt dessen Wirtschaft. Das steht außer Zweifel. Der Staat sollte die Ursachen dafür ermitteln, und falls erforderlich die verantwortlichen Firmen zum Beispiel wegen Bilanzbetruges oder Insiderhandels dafür zur Verantwortung ziehen. Für die Anleger in der Börse bedeutet das runter mit den Zinsen. Das die Europäische Zentralbank von der Krise nicht betroffen bleibt, ist zu bezweifeln.

  2. Nicht nur in den USA ist die Finanzlage sowohl bei den Privathaushalten, als auch beim Staatshaushalt extrem kritisch. Auf http://www.online-kredite.com/blog/wirtschaft/der-kreditbedarf-deutscher-privathaushalte.html habe ich die Entwicklung der Privatverschuldung in Deutschland einmal versucht, zu skizzieren, die in den letzten 15 Jahren inflationsbereinigt immerhin auch um rund 70 Prozent gestiegen ist. Meines Erachtens ist das ein systemimmanentes Problem aller Volkswirtschaften, die auf dem Zins als Lohn für die Kapitalüberlassung beruhen. Jede Zinseszinsfunktion, auch die der Haushaltsschulden, strebt ins Unendliche, was sich historisch an den immer wiederkehrenden Wirtschaftszusammenbrüchen belegen lässt. Nur eine vernünftige Vorhersage, wie weit wir derzeit vom nächsten Kollaps entfernt sind, mag leider niemand wirklich genau sagen zu können.

  3. Sehr geehrter Herr Poth,

    Quo Vadis Europa? http://www.globalisierung-zaehmen.de
    Ich wende mich an Sie anlässlich des Weltwirtschaftsgipfels der reichen, entwickelten Industriestaaten, der Anfang Juni in Heiligendamm unter Vorsitz der deutschen Bundesregierung stattfindet. Deutschland spielt in Europa und Europa spielt in der Welt eine gewichtige Rolle.

    Soll Europa gemeinsam mit den Schwellen- und Entwicklungsländern eine neue Art von globaler “new economy” aufbauen

    – in den sich entwickelnden Wachstumsmärkten der “Dritten Welt”

    – in einem Klima von Geschäftstüchtigkeit und Fairness

    – in Partnerschaft und “Harmonie“ nach innen und außen und

    – unter Achtung international verbindlicher Regeln und

    – insbesondere des Völkerrechts.

    Oder soll sich Europa im Rahmen der „North Atlantic Treaty Organisation“ und noch enger im Rahmen einer „Transatlantischen Freihandelszone“ den USA anschließen, die am Hindukusch die Freie Welt verteidigen und sich einen unproduktiven und überdimensionalen Militärapparat leisten, trotz wachsender, hoher Verschuldung und sich in Zukunft vielleicht einmal einlassen werden auf eine Rivalität mit Wachstums- und Atommachtstaaten wie China, Indien und Russland.

    Soll Europa eine exklusive „Transatlantische Freihandelszone“ anstreben, die Schwellen- und Entwicklungsländer brüskieren und die Märkte noch weiter öffnen für angloamerikanisches privates Kapital, institutionelle Investoren, “Investment-Banking” und “Private Equity”, das im Überfluss vorhanden und höchst liquide rund um den Globus auf der Jagd nach Aktiengewinnen, hohen Renditezielen, Dividenden, Profiten ist?

    Die Art und Weise, wie sich Globalisierung heute darstellt und wie sie gestaltet wird, eröffnet riesige Chancen im Kampf gegen die Armut, aber auch große Gefahren für den Frieden in der Welt.

    Seit dem letzten “Fünfjahres-Plan” der chinesischen Regierung vom März 2007 ist mehr und mehr deutlich geworden, dass China als eine gewichtige Kraft der sogen. BRIC- bzw. Schwellenländer nicht der “rote Drache” ist. Vielmehr scheint die chinesische Regierung einen Weg eingeschlagen zu haben, der eine “harmonische Gesellschaft” im Innern und auf der Weltbühne „Harmonie“ zum Ziel hat, auf der Grundlage einer sogen. „sozialistischen Marktwirtschaft“, in der der Staat größere soziale Verantwortung übernehmen und lenkend und „zähmend“ eingreifen soll.

    Schwellenländer, wie China und Indien, sind mit ihrem Bevölkerungsreichtum und wirtschaftlichen Potential treibende Kräfte der Globalisierung geworden und könnten in Zukunft zu „Wachstumsmaschinen“ der Weltwirtschaft werden.

    Viele Schwellen- und Entwicklungsländer nutzen ihre Chancen und „gestalten Globalisierung“, indem sie sie für die Entwicklung ihrer Volkswirtschaften nutzen und das mit einer erstaunlichen Krisenfestigkeit und auf hohem Wachstumsniveau seit Jahren.

    China baut, wie andere Schwellenländer auch, mit politischem Verstand und mit großem politischen Geschick seine Volkswirtschaft, seine Industrie, seinen Arbeitsmarkt, sein technologisches Wissen, seinen Binnenmarkt und die soziale und materielle Infrastruktur auf – und das mit Hilfe modernster Technologien und Produktionsverfahren der entwickelten, reichen Industrieländer.

    Was könnte schlecht daran sein?
    Wenn die Zusammenarbeit respekt- und verantwortungsvoll nach innen und außen, partnerschaftlich und friedlich verläuft, winken riesige Wachstumsmärkte und satte Gewinne auf allen Seiten.

    Armut kann, auch ohne eine Erhöhung des Entwicklungshilfe-Etats, auf diesem schon heute beschrittenen Weg weltweit besiegt werden, wenn die weitere, gedeihliche Entwicklung der Volkswirtschaften fair, stabil und friedlich verläuft.

    Es führt ein Weg dorthin, der schon vielerorts, so auch bei uns, beschritten wird.

    Der „Exportweltmeister Deutschland“ profitiert seit Jahren mehrfach in Folge von dem neuen ökonomischen Umfeld. Der Anlagen-, Maschinen- und Fahrzeugbau ist weltweit gefragt und die Nachfrage nach deutscher Innovation wird auch bei Zukunftstechologien zunehmen, die Natur- und Ressourcenschonender sind und das Leben auf unserem Planeten lebenswerter gestalten.

    Das Potential ist vorhanden. Es muss nur in respektvoller Partnerschaft gemeinsam mit den Schwellen- und Entwicklungsländern weiterhin genutzt werden. Vielleicht wird ein Umdenken ist erforderlich.

    Gesättigte Märkte, industrielle Überkapazitäten in den Industriestaaten und der erbitterte kapitalistische Wettbewerb bei der Jagd nach immer höheren Gewinnen treiben die global aufgestellten Unternehmen, ebenso wie die angloamerikanischen Investoren, die 80 % ihres Marktsegments beherrschen, bis in die hintersten Winkel der Erde und da, wo sie Lücken hinterlassen, wie in Afrika, stoßen Schwellenländer, wie China, Indien und andere nach, immer auf der Suche nach Energie, Rohstoffen, Absatzmärkten, und Handelspartnern. \r\nDiplomatisches Geschick und behutsames Handeln der Regierungen wird erforderlich sein, um „ Globalisierung zu zähmen ” und ” ihre Früchte zu ernten”. Wenn die urwüchsig vonstatten gehende Kräfteverschiebung in der Welt weiterhin friedlich verläuft, dann kann ein angemessener und gerechter Anteil an der Zukunft der Menschheit Millionen von Arbeitskräften und Verbrauchern in den Ländern zu Gute kommen, die bisher zu kurz gekommen sind. Internationale Unternehmen, Finanzinvestoren und allerhand “global player” werden ihnen weiterhin dabei helfen, denn sie befinden sich in einem unerbittlichen Wettbewerb und müssen deshalb immer weiter steigende Profite erzielen, bei Strafe des Untergangs.

    Die besten Gewinnchancen bieten derweil und in Zukunft die Wachstumsmärkte in den Schwellen- und Entwicklungsländern, insbesondere dann, wenn die internationalen Unternehmen eine Menge Arbeitsplätze, Kapital und Technologie mitbringen, denn danach besteht überall in den riesigen Wachstumsregionen große Nachfrage. Eine natürliche und verständliche Nachfrage.

    Langsam wird immer deutlicher, wer die Gewinner und wer die Verlierer von Globalisierung sind und warum Globalisierung nicht allen Menschen in gleicher Weise nutzt, vielmehr vielen auch großen Schaden zufügt. Das Mindeste sind Mindeststandards und gerechte Entschädigungen für jene, die im Zuge der Globalisierung ihren Arbeitsplatz und ihre Lebensqualität verlieren. Klarheit in dieser Frage ist dringend nötig, denn “Globalisierung” als eine neoliberale Ideologie von “Freiheit” im Sinne von Vorherrschaft eignet sich besonders gut für Chauvinismus und Fremdenfeindlichkeit.

    Wäre eine “Transatlantische Freihandelszone“ zwischen Europa und den USA eine gute Lösung? Würde das nicht gefährliche Fronten aufbauen? Müßte der „freie Welthandel“ dabei nicht auf der Strecke bleiben?
    Liquides, angloamerikanisches “Privat Equity” in Investorenhand versucht immer verzweifelter, Extraprofite zu erwirtschaften und den Globalisierungs-prozess ausschließlich zum eigenen Vorteil zu nutzen. Es schickt sich an, nach den Erfolgen in den USA und nach der Entflechtung der Deutschland-AG jetzt verstärkt auch in Kontinentaleuropa seinen Einfluß zu vergrößern, immer nur auf der Jagd nach Renditen, Dividenden, Profiten, Gewinnen.
    „Private Equity“ und „Hedgefonds“ sorgen in den Unternehmen und auf den Finanz- und Währungsmärkten der Welt für Unruhe und mit ihren waghalsigen finanziellen Transaktionen bringen sie gesunde Unternehmen und eventuell sogar das ganze globale Finanz- und Wirtschaftsgefüge in Gefahr.

    Der Blick für „soziale Verantwortung“ und die soziale Komponente in einer “sozialen Marktwirtschaft” und in der „Freien Welt“ scheint durch die Erwartung von immer höheren Renditen, Dividenden, Aktienkursen und Gewinnen deutlich getrübt zu sein.

    Schwankungen im Währungs- und Finanzgefüge sind der Boden, auf dem spekulative Finanztransaktionen am gewinnträchtigsten gedeihen, etwa am Aktienmarkt, bei Übernahmen oder unter Ausnutzung von Unterschieden bei den Währungen. Aus Wettbewerbsgründen müssen weltweit aufgestellte Konzerne „Profitmaximierung“ betreiben, ob sie es wollen oder nicht, ebenso, wie die privaten und institutionellen Finanzinvestoren anglo-amerikanischer Prägung, die in ihrer großen Mehrheit in London und in New York beheimatet sind. Der Konkurrenz immer um eine Nasenlänge voraus, rennen sie ununterbrochen hinter steigenden Gewinnen her. Je enger der Markt, umso mehr müssen sie wachsen. Oftmals übertreiben sie dabei und spielen ein riskantes Spiel.

    Immer deutlicher wird, dass die amerikanische Volkswirtschaft unter der „neoliberalen“ Wirtschafts- und Finanzpolitik der US-Zentralbank Fed und der mächtigen Wall-Street zunehmend selbst leidet. Amerikanisches Kapital samt Technologie wandert aus, zahlt keine Steuern, nimmt Arbeitsplätze und know-how mit, lässt Arbeitslosigkeit, überschuldete Verbraucher zurück und eine um seine produzierende Industrie geschrumpfte amerikanische “Dienstleistungs- und Konsumgesellschaft, deren Werte sich im Besitzstreben, im Konsum und in der Profitmaximierung erschöpfen.

    Zu allem Überfluss leisten sich die Vereinigten Staaten auch noch einen unproduktiven Militärapparat, der zu groß ist für die Landesverteidigung, aber zu schwach, um “Neoliberalismus im Sinne von Vorherrschaft” in der Welt militärisch auf Dauer zu sichern.

    Läßt sich die einzig verbliebene Supermacht ein auf eine globale Rivalität mit Wachstumsstaaten und Atommächten wie China, Indien und Russland?
    Soll sich Europa den USA anschließen oder weiterhin auf Multilateralismus bauen, internationales Recht achten und partnerschaftliche Beziehungen überall in der Welt pflegen? Europa braucht eine starke, demokratische Verfassung und Regierungen, die sich demokratischen Grundsätzen verpflichtet fühlen, die den Pfad von Freundschaft mit allen Völkern der Welt beschreiten, die gerechten und fairen Handel zu allseitigem Vorteil aktiv fördern, die soziale Verantwortung und Gerechtigkeit nach innen tragen und die das Völkerrecht und internationale Regeln achten?

    Eine zukünftige europäische Verfassung sollte Europa den Rahmen bieten, sich in die sich entwickelnde globale ” new economy ” einzufügen, um dort beim Aufbau der Volkswirtschaften überall in der Welt zu helfen und um so eine solide und natürliche Grundlage für gesundes Wachstum, gerechten Wohlstand und Frieden in der Welt auf Dauer zu schaffen.
    Die Staaten sollten sich nicht aus ihrer Verantwortung für ein nachhaltiges Wachstum stehlen und die europäischen Volkswirtschaften nicht dem freien Spiel der Kräfte des “freien Marktes ” überantworten.

    In einer “globalisierten” Welt entstehen die neuen Binnen- und Absatzmärkte der Zukunft in Übersee. Ein Millionenheer von preisgünstigen, Arbeitskräften steht in den Niedriglohnländern auch in Zukunft bereit. Immer mehr gut ausgebildete Arbeitskräfte wachsen nach in den Entwicklungs- und Schwellenländern mit ihren hohen Geburtenraten. Die Sogkraft nach Übersee und nach Osten ist ebenso mächtig, wie internationales Kapital im Überfluss vorhanden und hochliquide ist.

    Eine europäische Verfassung sollte einer neuen Ausrichtung der Weltwirtschaft, einer neuen Art von globaler “new economy” gebührend Rechnung tragen und nicht den Spielregeln derjenigen folgen, die immer nur dumpf hinter Gewinnen und Profiten herjagen und dabei sich und andere gefährden.

    Mit freundlichen Grüßen

    Franz Nolte

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