aids/hiv – ein bekenntnis zur skepsis

[13.8.2005]

Zweifel an den proliferierenden Modellen und Hypothesen der AIDS/HIV-Medizin sind angesichts der herrschenden Konfusion angemessen. Sie sollten jedoch nicht zur kritiklosen Übernahme alternativer Modelle führen.

Bis zum Sommer 2002 habe ich die in der allgemeinen Öffentlichkeit verbreiteten Theorien über AIDS und HIV praktisch fraglos als “wissenschaftliche Tatsachen” akzeptiert. Was, könnte gesagt werden, blieb mir als Nicht-Experten auch anderes übrig? Es scheint sich ja um ein hochspezialisiertes Teilgebiet der Medizin zu handeln.

An dieser Selbstbescheidung bzw. diesem Glauben hätte sich nichts geändert, wenn ich nicht im Sommer 2002 im Rahmen meiner journalistischen Arbeit einen Themenschwerpunkt zu AIDS in Entwicklungsländern hätte übersetzen müssen. Allein wegen routinemäßiger Überprüfung von Zahlenangaben und zwecks Abklärung der Fachterminologie musste ich tiefer in die Materie eindringen. Was dann passierte, hat meine bescheidene Zurückhaltung als “Nicht-Experte” wesentlich reduziert und meine Fraglosigkeit überhaupt beseitigt.

Ersteres auch deshalb, weil die Probleme, auf die ich anfangs stieß, nichts mit Medizin, sondern mit Statistik zu tun hatten. Unter anderem mit diesen ersten Fragen befasst sich der Text Verlorene Naivität (vom 27.2.2004). Diese Daten- und Statistikprobleme entpuppten sich zusehends als Spitze eines ganzen Eisbergs von Fragwürdigkeiten, je mehr ich mich in die in der Öffentlichkeit praktisch “ad acta” gelegten Argumente der so genannten “Aids-Dissidenten” einzulesen begann.

Widersprüche zwischen Daten und Virustheorie

Eine nähere Befassung mit – gesicherten oder “hochgerechneten” – Daten zur Verbreitung von HIV und Aids muss m.E. einfach zu schwerwiegenden Zweifeln an der vorherrschenden Virustheorie führen. Wer die beiden nachfolgend angeführten Analysen liest – zu Uganda/Afrika und zu den USA – sollte das nachvollziehen können:

1. Update on Uganda, verfasst vom österreichischen Gynäkologen Christian Fiala, zum Ausbleiben der vorhergesagten Aids-Katastrophe in Uganda. Die Analyse wurde u.a. bei einer Konferenz im Europäischen Parlament im Dezember 2003 präsentiert.

2. Eine mehrteilige Analyse insbesondere der HIV-Prävalenz in den USA von Henry H. Bauer (Professor Emeritus of Chemistry & Science Studies, Virginia Polytechnic Institute & State University). Die Daten lassen sich mit der Hypothese eines sexuell übertragbaren, zwingend zu Aids führenden Virus nicht erklären, folgert der Autor. Die einzelnen Teile – (“HIV has not spread”; “What is HIV?”; “HIV discriminates by Race”) können (pdf-Format) unter http://hivnotaids.homestead.com/index.html heruntergeladen werden.

Nach einer ersten Kenntnisnahme der Thesen und Argumente einiger KritikerInnen der offiziellen AIDS/HIV-Theorie machte ich mich natürlich auf die Suche nach Reaktionen der wissenschaftlichen Mehrheit auf diese Kritik. Letztlich waren es diese Reaktionen, die meine Zweifel sogar nährten, weil sie erstens die aufgeworfenen Fragen meiner Ansicht nach nicht zufriedenstellend beantworteten und zweitens praktisch durchgehend eine Tendenz erkennen ließen, die Debatte per Verweis auf die Ansichten der Mehrheit für beendet zu erklären.

Die in dieser Frage herrschenden “Umgangsformen” unter WissenschaftlerInnen sind teilweise auf einem Niveau, das einem Wirtshausstreit unter rauflustigen Stammgästen entspricht. Selbst auf offizieller Ebene wurde einmal sogar vorgeschlagen, die Debatte per Abstimmung (!) zu beenden – allein diese Idee hat mein Vertrauen in die wissenschaftliche “Wahrheitsfindung” in der Medizin nicht gerade gesteigert.

Diese Recherchen haben mich auch dazu gebracht, eine kritischere Position auch gegenüber der “Naturwissenschaft” im Allgemeinen und ihrer Rolle in der Gesellschaft zu entwickeln. Ein erstes Produkt war das Textfragment wissenschaft.

Zurück zu AIDS und HIV. Zu den ersten Erkenntnissen meiner Recherche gehörte die Existenz einer erheblichen Diskrepanz zwischen der in den Medien zum öffentlichen “Konsum” verbreiteten, von allen Unklarheiten und Zweifeln befreiten AIDS-Theorie und der weit diffuseren wissenschaftlichen Wirklichkeit.

Nur ein – wenn auch zentrales – Beispiel betrifft die Isolation des HI-Virus: Wie sich u.a. der im Text offene fragen zitierten Position des deutschen Robert-Koch-Institus entnehmen lässt, kann es entgegen oft wiederholten Versicherungen keine elektronenmikroskopische Fotografie eines (intakten, infektiösen) HI-Virus geben, weil es bisher nicht gelungen ist, das selbe entsprechend zu isolieren.

Ob das nun ein Problem ist oder nicht, ist eine andere Frage; es ist auch nicht schwierig, WissenschaftlerInnen zu finden, die in dieser Frage dem Robert-Koch-Institut widersprechen würden.

Einige problematische Aspekte der Aids-HIV-Medizin reiße ich unter offene fragen kurz an. Festzuhalten ist, dass ich trotzdem nicht zur gegenteiligen Position übergelaufen bin – in diesem Fall hätte ich ja bloß den “Glauben” gewechselt. Es gibt eine vielzitierte Aussage eines AIDS-Wissenschaftlers von 1997 zum Stand der Erkenntnisse in seinem Gebiet (meine Übersetzung): “Wir sind nach wie vor sehr verwirrt in Bezug auf die Mechanismen, die zur Erschöpfung der T-Helferzellen führen, aber zumindest sind wir jetzt auf einem höheren Niveau des Verständnisses verwirrt.”

Auf mich übertragen: Verwirrt bin ich nun ebenfalls, aber ich bin lieber verwirrt als naiv wie vorher.

Jedenfalls scheint klar zu sein, dass die AIDS/HIV-Medizin selbst nach 20 Jahren nicht in der Lage ist, eine in sich schlüssige und lückenlose Erklärung des als AIDS bezeichneten Krankheitssyndroms vorzuweisen. Abgesehen davon steht m.E. außer Zweifel, dass es sich sowohl bei den Angaben von UNAIDS über die Verbreitung von AIDS bzw. HIV-Varianten in Entwicklungsländern sowie die diesen Angaben zugrundeliegende Epidemiologie um alles andere als exakte Wissenschaft handelt.

Skepsis in diesen Fragen bedeutet nicht, irgendwelchen Positionen von KritikerInnen den Vorzug zu geben. HIV mag existieren, aber entweder ungefährlich sein (Duesberg et.al.) oder nur gefährlich bei gegebenen Ko-Faktoren (wie selbst Luc Montagnier – neben Gallo einer der beiden “Entdecker” des HI-Virus – unterdessen für möglich zu halten scheint); HIV-Varianten mögen existieren, aber auf die Expression und Rekombination endogener retroviraler Sequenzen unter Zellstress zurückgehen (anstatt von westafrikanischen Affenarten auf den Menschen übersprungen zu sein); ein Teil der AIDS-Erkrankungen (etwa in Afrika) mag ein statistisches Artefakt sein, ein anderer tatsächlich auf HIV-Infektion, wieder ein anderer auf anderen Ursachen wie etwa “Nocebo”-Effekten der Diagnose oder Nebenwirkungen anti-retroviraler Medikamente beruhen usw. usf. Für “ALLES oder NICHTS”-Standpunkte kann ich keinen Grund erkennen.

Im Web existieren übrigens bereits zahlreiche kompakte Darstellungen aller Probleme der Thesen der Aids/HIV-Medizin. Ein Beispiel ist etwa dieses Dokument: top 100 aids science inconsistencies. Ich will hier in erster Linie meinen eigenen, persönlichen Prozess der Auseinandersetzung mit diesem medizinischen Spezialgebiet und die sich wandelnden Resultate dieses Prozesses abbilden. Es handelt sich sowohl grundsätzlich als auch in Bezug auf den Inhalt einzelner Texte um “work in progress”.

Wissenschaftliche Debatte vs. Gesundheitspolitik

Abschließend noch eine Anmerkung zu der generell beobachtbaren Tendenz, zumindest öffentlich geäußerte Kritik oder Zweifel an der vorherrschenden Virus-Theorie (in ihrer medial verbreiteten Version) nach Möglichkeit zu unterbinden, offenbar weil befürchtet wird, sie könnten zu einer Gefährdung der AIDS-Prävention, Untergrabung der Behandlungsbereitschaft von HIV-positiven Menschen und damit zu einer Ausbreitung der Epidemie und mehr Todesfällen führen.

Ich halte diese Tendenz für höchst gefährlich. “Kritik gefährdet Prävention” ist ein Totschlagargument. Zweifellos lässt sich darüber debattieren, ob es ein Spannungsverhältnis zwischen dem öffentlichen Interesse an der Bewahrung von Grundfreiheiten wie der Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit und der Freiheit der Wissenschaft und anderen öffentlichen Interessen etwa im Zusammenhang mit der Gesundheitspolitik gibt. Solche Konflikte können ungeachtet der Diskussion über wissenschaftliche Erklärungsansätze auftreten – etwa hinsichtlich der Information über die Zuverlässigkeit von diagnostischen Tests (siehe prävention vs. information).

Was aber die wissenschaftliche Debatte betrifft, besteht m.E. von vornherein kein Widerspruch zwischen Gesundheitspolitik und Grundfreiheiten. Erstens bieten öffentlich geäußerte Kritik und Zweifel breite Gelegenheit, den vorherrschenden Standpunkt öffentlich zu verteidigen und damit Gefahren für Prävention und Behandlung zu minimieren. Zweitens hat die HIV/AIDS-Medizin selbst nach 20 Jahren außer beschränkten und vorübergehenden Behandlungserfolgen auf Basis toxischer Medikamente wenig an Erfolgen vorzuweisen; es wäre daher auch aus medizinischen und gesundheitspolitischen Gründen geboten, sich mit alternativen oder ergänzenden Ansätzen zu befassen und die entsprechende Forschung zu unterstützen.

Hier wäre auch an Paul Feyerabend anzuschließen (Wider den Methodenzwang, Frankfurt a.M. 1976, Suhrkamp, S. 53):

“Die Konsistenzbedingung, nach der neue Hypothesen mit anerkannten Theorien übereinstimmen müssen, ist unvernünftig, weil sie ältere und nicht bessere Theorien am Leben erhält. Theorienvielfalt ist für die Wissenschaft fruchtbar, Einförmigkeit dagegen lähmt ihre kritische Kraft. Die Einförmigkeit gefährdet auch die freie Entwicklung des Individuums.”