Seit der Kalenderwoche 11 2020 mit dem ersten Covid-19-Todesopfer bis einschließlich Kalenderwoche 52 starben in Österreich in der Altersgruppe 65 plus etwa 8.260 mehr Menschen als im Schnitt der Jahre 2017-2019, rund 5.700 davon offiziell “mit oder an” Covid-19. Zumindest 31 Prozent der überzähligen Todesfälle sind bis dato unerklärt.
Quellen: Sterbefälle in der Altersgruppe 65 plus – Statistik Austria, Gestorbene; Covid-19-Todesfälle 2020: ORF, Corona-Informationen; Anteil der Altersgruppe 65 plus an den gemeldeten Covid-19-Todesfällen: Ages, Coronavirus, Sterblichkeit, Stand 17.1.2021 (93,74 %).
Wie der Grafik zu entnehmen, verteilen sich die unerklärten überzähligen Todesfälle in der Altersgruppe 65 plus fast über den gesamten Zeitraum der Covid-19-Epidemie; eine längere “Pause” gab es offenbar im Hochsommer.
Da in Österreich Menschen bereits dann als “Covid-19-Todesopfer” gezählt wurden und werden, wenn sie in den Wochen vor ihrem Ableben positiv auf Covid-19 getestet wurden, unabhängig von den tatsächlichen Todesursachen, liegt der Anteil der “unerklärten” Todesfälle älterer Menschen mit Sicherheit sogar über 31 Prozent. Daten zur Zahl der durch diese Praxis “erzeugten” Covid-19-Todesfälle liegen mir jedoch nicht vor.
Eine durchaus plausible Annahme ist, dass diese überzähligen Todesfälle auf die eine oder andere Weise mit den Folgen der offiziellen Maßnahmen gegen die Covid-19-Epidemie in Zusammenhang stehen. Diese Maßnahmen wären dann nur mehr zu rechtfertigen, wenn gezeigt werden könnte, dass die Zahl der durch diese Maßnahmen vermiedenen Covid-19-Todesfälle die Zahl der “nebenbei” verursachten Todesfälle (wohl mehr als 2.600) mehr als deutlich übersteigt.
Wo soll man diese Latte anlegen? Beim Doppelten? Dann müsste man plausibel machen, dass weit mehr als 5.000 erwartbare Covid-19-Todesfälle in dieser Altersgruppe vermieden wurden. Mit welcher Wahrscheinlichkeit das gelingen kann, will ich hier nicht beurteilen.
Diese Latte wird übrigens umso höher, je höher der Anteil der offiziell an Covid-19 Verstorbenen ist, die nur “mit”, aber nicht “an” Covid-19 gestorben sind. Wären beispielsweise nur knapp drei Viertel der offiziellen Covid-19-Todesfälle (72,4 Prozent) tatsächlich durch Covid-19 verursacht, läge der Anteil der unerklärten überzähligen Todesfälle in dieser Altersgruppe bereits bei 50 % (jeweils ca. 4.130). Dann würde die Zahl der zur Rechtfertigung nötigen vermiedenen Todesfälle an die Zehntausender-Grenze heranreichen.
Zu den gewählten Kalenderwochen und Vergleichszeiträumen
KW11 bis KW52: In der KW11 wurde der erste offizielle Covid-19-Todesfall verzeichnet, und in den Jahren 2017-2019 gab es keine 53. Kalenderwoche. Die Eliminierung der letzten vier Tage des Jahres 2020 führt tatsächlich zu einer geringfügigen Unterschätzung der Übersterblichkeit. Ein positiver Nebeneffekt dieser Begrenzung ist, dass damit die hohe Übersterblichkeit in den ersten Kalenderwochen von 2017 aus dem Vergleich herausfällt, eine Auswirkung der außergewöhnlich schweren Grippewelle 2016/17, während im Winter 2020 bisher kein einziger Grippe-Fall verzeichnet wurde.
Vergleichsjahre 2017-2019: Diese Grippewelle rechtfertigt auch die Beschränkung des Vergleichs auf den Schnitt der Jahre 2017-2019. Eine Einbeziehung dieses außergewöhnlichen Ereignisses würde zu einer Unterschätzung der Übersterblichkeit im Jahr 2020 führen.
Bevölkerung 2017-2020, Trends: Ein Teil der “überzähligen” Todesfälle könnte auf das Wachstum der Bevölkerung in der Altersgruppe 65 plus zurückzuführen sein (+4,19 % von Anfang 2017 bis Anfang 2020). Die Zahl der Verstorbenen in dieser Altersgruppe erhöhte sich jedoch von 2017 bis 2019 nur um 0,45 %, und ein rein demographischer Trend könnte m.E. die bebachtete Verteilung der “überzähligen” Sterbefälle im Jahr 2020 nicht erklären.