Gibt es eine – bessere – Alternative zum Kapitalismus?

Meine Ansicht: Es muss eine geben, denn wir – gerade in den “reichen” und “entwickelten” Ländern – werden früher oder später eine brauchen. Das folgt aus den Voraussetzungen des Systems, so wie ich sie verstehe. Und deshalb sollte auch darüber diskutiert werden. (Teil 1)

Es braucht keine ausdrücklich marxistische Analyse, um zu erkennen, dass das kapitalistische Wirtschaftssystem bereits mit einem – allerdings unbekannten – Ablaufdatum “geboren” wurde. Eine kapitalistische Wirtschaft kann, ungeachtet einer moralisch/ethisch motivierten Kritik an ihr (dazu weiter unten), nur solange funktionieren, solange sie “wächst” bzw. wachsen kann – das ist ihr einzig möglicher “Aggregatzustand” und ihre unabdingbare Existenzbedingung.

Der grundlegende Mechanismus des Systems heißt einfach: Geld muss mehr Geld werden – und zwar auf Ebene der Gesamtwirtschaft. Daher muss das System zusammenbrechen, wenn diese Voraussetzung nicht mehr gegeben ist; und daher konzentriert sich Wirtschaftspolitik vorrangig auf Wirtschaftswachstum und erst sekundär auf verteilungspolitische Fragen. Eine Umverteilung von Einkommen und Vermögen wird dabei auch nur insofern hilfreich sein, als sie zusätzliche Nachfrage erzeugt. (Siehe dazu u.a. geldschöpfung ermöglicht wachstum und die Folgetexte.)

Wenn ich vom Fehlen der Wachstumsvoraussetzungen rede, meine ich weder die dem Kapitalismus eigenen Konjunkturzyklen noch eine vorübergehende, wenn auch unter Umständen tiefe Depression wie etwa in den 1920er und 1930er Jahren, sondern eine Art historisches Plateau. Zugegeben: Selbst wenn es erreicht wird, könnte durch physische Zerstörung von Produktionsmitteln (insbesondere im Rahmen von Kriegen) das bereits verloren gegangene Wachstumspotenzial wieder hergestellt werden. Genau um die Vermeidung solcher Szenarien geht es mir ja, wenn ich hier über eine eventuell nicht so weit entfernte Wachstumsgrenze schreibe.

Es mag Leute geben, die die Existenz eines solchen historischen Plateaus in Abrede stellen und glauben (oder hoffen), dieses Wachstumspotenzial könnte dauerhaft oder zumindest noch ein paar Generationen gegeben sein. Ich habe ernsthafte Zweifel, und zwar nicht in erster Linie wegen des wachsenden Energiebedarfs und der Begrenztheit der derzeit wichtigsten Energieträger, nämlich der fossilen Brennstoffe (siehe dazu u.a. die Seiten zum Thema Peak oil). Energie ist zumindest auf längere Sicht kein Problem, denn mit der Sonnenenergie stehen gewaltige ungenutzte Ressourcen zur Verfügung.

Allerdings muss ich zugeben, dass es derzeit nicht unbedingt so aussieht, als ob der nötige Übergang zur Deckung des Energiebedarfs aus erneuerbaren Energieträgern ohne schwere wirtschaftliche, soziale und politische Krisen bewerkstelligt werden könnte. Zweifellos stellen Energieversorgungsprobleme eine unabhängige Wachstumsschranke dar, die einen “vorzeitigen” Zusammenbruch des Kapitalismus herbeiführen könnte.

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