Realitätskonstruktion, made in Austria

Merkwürdige Dinge geschehen am 12. Oktober 2004: Unter Berufung auf die österreichische Aids-Gesellschaft berichten die österreichische Presseagentur APA, der österreichische Hörfunk (Ö1), ORF Online (Link) und der Standard (Link) von einer Zunahme der HIV-Infektionen in Österreich. Zahlen, die diese Zunahme belegen könnten, werden in den Medienbeiträgen jedoch nicht genannt. Kein Wunder: es gibt nämlich keine.

In den Jahren 2000 bis 2002 wurden folgende Neuinfektionen registriert (Quelle: Österreichische Apothekerzeitung): 2000: 428; 2001: 398; 2002: 442. Und 2003 haben sich 423 ÖsterreicherInnen mit dem HI-Virus infiziert, zitiert science.orf.at die österreichische Aids-Gesellschaft. Womit also 2003 weniger Neuinfektionen registriert wurden als im Jahr davor.

Es gibt auch keinen Beleg dafür, dass die ÖsterreicherInnen “unvorsichtiger” würden: Während die Zahl der HIV-Positiven ständig zunimmt, bleibt die Zahl der Neuinfektionen relativ konstant (siehe Grafik). Daraus könnte eher auf ein zunehmend verantwortliches Verhalten geschlossen werden, keinesfalls jedoch auf das Gegenteil.

Zwei Fragen stellen sich: 1. Was motiviert die österreichische Aids-Gesellschaft zu ihrer Behauptung? 2. Warum wird diese Behauptung von Medien offensichtlich ohne jede Überprüfung übernommen, ja nicht einmal nach den entsprechenden Zahlen gefragt?

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