Kleinwaffen – Fakten

[Juni 2001]
Was sind Kleinwaffen?

Klein- und Leichtwaffen (kurz “Kleinwaffen”) umfassen nach UNO-Definition alles, was von einer bzw. zwei Personen getragen und bedient werden kann. Das Spektrum reicht von Pistolen, Sturmgewehren wie dem sowjetischen AK 47 (“Kalaschnikow”), leichten Maschinengewehren und Granatwerfern (bis Kaliber 100mm) bis hin zu “High-Tech”-Waffen wie tragbaren US-Fliegerabwehrwaffen (“Stinger”). Ebenso eingeschlossen ist die dazugehörige Munition sowie Sprengkörper.

Kleinwaffen als Massenvernichtungsmittel

Kleinwaffen sind insbesondere in Bürgerkriegen das wichtigste Gewaltmittel, wenn auch der taktische Einsatz größerer konventioneller Waffen oft eine wichtige Rolle spielt. Kleinwaffen werden für 90 Prozent der bis zu 30 Millionen Todesopfer aller bewaffneten Konflikte seit 1945 verantwortlich gemacht. Mehr als der Hälfte der Opfer in den 90er Jahren waren Zivilpersonen, schätzt das Internationale Rote Kreuz.

Merkmale

Kleinwaffen sind zumeist relativ billig, leicht zu bewegen, leicht zu verbergen und zu schmuggeln. Ihre Bedienung ist rasch erlernbar, und sie sind sehr langlebig und wenig störanfällig.

Überangebot am Weltmarkt

Das Ende des Kalten Krieges hat weltweit große Waffenarsenale aus offiziellen Armeebeständen freigesetzt, die als Hauptgrund für das aktuelle Überangebot auf den weltweiten legalen und illegalen Märkten gelten. Die Preise liegen teilweise weit unter den Produktionskosten. Weltweit dürften nach UNO-Schätzungen mehr als 500 Millionen legale oder illegale Klein- und Leichtwaffen existieren. Zumindest 200 Millionen dieser Waffen befinden sich im privaten Besitz von US-BürgerInnen.

Wirtschaftliche Bedeutung

Volkswirtschaftlich war und ist die Produktion von Kleinwaffen generell weder ein wichtiger Devisenbringer noch Arbeitgeber. Auf einzelbetrieblicher Ebene aber sind Exporte oft überlebensnotwendig. Dies trifft vor allem in Ländern des ehemaligen Ostblocks zu. Insbesondere in Bulgarien war die Infanteriewaffenproduktion des Warschauer Pakts konzentriert; das Land gilt daher nicht zufällig als eine der Hauptquellen illegaler Kleinwaffen für afrikanische Konflikte.

Umsätze

Im Vergleich zum Wert der Militärausgaben weltweit, die derzeit bei etwa 800 Milliarden US-Dollar pro Jahr liegen, fallen Kleinwaffen nicht ins Gewicht. Allerdings existieren nur sehr grobe Angaben. So wird der jährliche Umsatz bei illegalen Kleinwaffentransfers auf zwei bis zehn Mrd. Dollar und das offizielle Marktvolumen auf fünf bis zehn Mrd. Dollar geschätzt.

Herkunft “illegaler” Kleinwaffen

“Illegal” werden Kleinwaffen auf mehrere Arten. Im Kalten Krieg in Entwicklungsländer gelieferte Waffen werden teilweise über Kontinente hinweg einer Wiederverwendung zugeführt. Wesentliche Mengen stammen aus regulären Beständen von Sicherheitskräften, durch Plünderungen wie in Albanien, durch Diebstahl und Verkauf auf eigene Rechnung, aber auch aus der Erbeutung in bewaffneten Konflikten. Neuproduktion oder Überschussbestände werden u.a. über falsche oder gegen Bestechung ausgestellte Endabnehmerzertifikate in Konfliktgebiete verbracht; national etwa wegen Menschenrechtsverletzungen untersagte Exporte werden über lizenzierte Hersteller im Ausland abgewickelt. Außerdem finden nach wie vor offizielle oder verdeckte Lieferungen an nicht-staatliche Konfliktparteien statt. Als “illegal” kann schließlich auch jede Waffe betrachtet werden, wenn sie in Verletzung des humanitären Völkerrechts oder der Menschenrechte eingesetzt wird.

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