Seltenerdmetalle: Chinesische Lektion

“Peak Oil” ist ja schon ein alter Hut (siehe auch meine Beiträge dazu), “Peak Rare Earths” dagegen neueren Datums, wenn auch bei Weitem nicht so populär wie “Peak Everything” (8.300 vs. 267.000 Google-Treffer).

Wie auch immer: Mit der scheinbar plötzlich drohenden Verknappung einiger für Hochtechnologie-Produkte essenziellen Seltenerdmetalle (“Seltene Erden”) befasste ich mich in dem nun hier publizierten Artikel für das Südwind Magazin (siehe Kasten).

Mein Fazit, in etwa: China hat so etwas wie eine Industriepolitik, der “Westen” nicht, hier soll’s ja möglichst bloß der Markt richten (tut er bis zu einem gewissen Grad auch, allerdings stets mit gravierenden sozialen und politischen Kollateralschäden).

Austrian Connection

Die Recherche zum Beitrag begann in diesem Fall zwar schon zumindest ein Jahr davor (als Basis für Artikelvorschläge), führte mich aber fast erst im letzten Abdruck zur Entdeckung der “Austrian Connection” zum Thema – die bedeutende Rolle der österreichischen Treibacher Industrie AG auf dem Gebiet der Seltenerdmetalle. Mit Exporten von 11.000 Tonnen war die Treibacher AG 2008 einer der größten Akteure der Branche außerhalb Chinas.

Diese Information war zur Zeit der Hauptrecherche – Anfang September 2010 – in keinem österreichischen Medium zu finden, das sich damals bereits mit dem Thema befasst hatte, etwa weder im ORF noch im Standard. Ich stieß erst zufällig darauf, nachdem ich eine Publikation des British Geological Survey (BGS) im Web entdeckt und gelesen hatte (Rare Earth Elements).

Offenbar war dieser Umstand in den hiesigen Wirtschaftsredaktionen unbekannt, sonst hätte irgendein Redaktionsmitglied auf die fast zwingende Idee kommen müssen, die Treibacher AG um eine Stellungnahme zu den chinesischen Exportbeschränkungen und den möglichen Folgen zu bitten – eine solche Stellungnahme war dann erst zwei Monate später, etwa im ORF Online, zu lesen.

Also schritt ich zur Tat und wandte mich mit einer entsprechenden höflichen Bitte an das Unternehmen – allerdings ohne Reaktion, nicht bis zum Redaktionsschluss und nicht bis heute. Nun ist das Südwind Magazin sicher kein bedeutendes Medium, diese Nullreaktion erschien mir aber doch etwas erklärungsbedürftig.

Nachdem ich anfangs an etwaige Verwicklungen des Unternehmens mit illegalen chinesischen Exportkanälen gedacht hatte (laut BGS hatte die Treibacher AG 2008 7.000 Tonnen importiert, großteils aus China, und ceteris paribus und ohne Lagerbestände hätte das Unternehmen daher fast die Hälfte der chin. Exportquote im 2. Halbjahr 2010 – nur 8.000 Tonnen – benötigt!), fand ich einen anderen möglichen Grund. Das Südwind Magazin könnte sich auf einer mutmaßlichen “schwarzen Liste” der Treibacher Industrie AG befinden, vielleicht in Zusammenhang mit einer vom Unternehmen angestrengten Klage gegen einen Aktivisten der Werkstatt Frieden & Solidarität, Gerald Oberansmayr, über die das Magazin berichtet hatte (im Oktober und im Dezember 2006).

Die Hintergründe der Klage, die einen Streitwert von 240.000 Euro gehabt haben soll, habe ich nicht selbst nachrecherchiert. Es ging jedenfalls um einen Artikel von Oberansmayr im Standard vom 30. Mai 2006 über die schmutzigen Geschäfte westlicher Konzerne bei der Rohstoffausbeutung und Bürgerkriegsfinanzierung in der DR Kongo, in dem eine Verbindung zwischen der Treibacher Industrie AG und einem deutschen Geschäftsmann, Karl-Heinz Albers, insinuiert wurde, der damals von der UNO des illegalen Rohstoffabbaus und der Bürgerkriegsfinanzierung beschuldigt wurde. Nach einer Solidaritätskampagne, die auch Parlamentsabgeordnete einbezog, wurde das Verfahren schließlich “ewig ruhend” gestellt. Informationen dazu gibt es u.a. hier (Afroasiatisches Institut).

Von Interesse ist auch die Person des damaligen Eigentümers der Treibacher Industrie AG, Baron August von Finck junior, der sich eher am rechten Rand der politischen Szene bewegt. Offenbar wurde damals in der linksalternativen Szene ein direkter Zusammenhang zwischen der politischen Einstellung des Eigentümers und der – für die betroffene NGO ruinösen – Klagssumme hergestellt (siehe etwa in diesem akin-Artikel).

Die Eigentumsverhältnisse an dem Kärntner Unternehmen, das früher zum Bank-Austria/Creditanstalt-Konzern gehörte, haben sich übrigens mehrmals verändert; die Kleine Zeitung etwa schrieb dazu am 5.12. 2010: “1994 übernahm der von Erhard Schaschl geführte Wienerberger-Konzern die Treibacher, im Jahr 2000 der bayerische Baron August von Finck. Seit 2007 gehört die Treibacher Industrie AG der Treibacher Holding, an der zu 75 Prozent die Familienprivatstiftung von Erhard Schaschl und zu 25 Prozent die Familienprivatstiftung des Fruchtsafterzeugers Franz Rauch beteiligt ist.”

Aus den langjährigen geschäftlichen Beziehungen zwischen Erhard Schaschl und August von Finck ein entsprechendes politisches Nahverhältnis abzuleiten, ist unzulässig, und ich kann anhand meines aktuellen Informationsstands dazu auch nichts sagen. Wäre es aber so, dann stünde das Südwind Magazin deswegen auf einer “schwarzen Liste”, weil es dem “linken” Lager zugerechnet wird. Oder im Unternehmen hat einfach niemand Zeit, Anfragen unbedeutender Medien zu beantworten.

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