Die Cyberkriminalität nimmt zu, auch in Österreich. Eine Aufstellung einschlägiger Meldungen sowie ein persönliches Beispiel für den negativen Zusammenhang zwischen Cybercrime und Produktivität.
In Österreich 2016: Seltsamer Aufschwung habe ich im Dezember 2017 die Vermutung geäußert, dass sich der fehlende positive Zusammenhang zwischen Digitalisierung und Gesamtfaktorproduktivität (Total Factor Productivity, TFP) zum Teil durch die steigenden „unproduktiven“ Aufwendungen zum Schutz der IT-Systeme vor Cybercrime erklären lässt. In Cybercrime & Produktivitätsbeiträge der Softwarebranche habe ich dazu ein paar Daten nachgeliefert.
Die These:
Der Beitrag der Softwarebranche zur Gesamtproduktivität, soweit vorhanden, könnte zunehmend geringer werden, da ein wachsender Teil ihrer Dienstleistungen bloß für den Schutz der expandierenden Datennetzwerke gegen interne und externe Risiken wie Hackerangriffe (“Cybercrime”) erforderlich sind. Ihre Leistungen könnten sich zunehmend zu einem gesamtgesellschaftlichen “Overhead” (Gemeinkosten) entwickeln – bisher unnötige Kosten, die nun zusätzlich zu tragen sind.
Seither archiviere ich nebenbei News zu Cybercrime, die mir bei meinen Recherchen im Netz ins Auge springen. Eine Auswahl solcher Meldungen von Dezember 2019 bis Mitte Juni 2020 gibt es nachstehend; diese Aufstellung ist natürlich anekdotisch.
Tatsächlich dürfte jedoch Cybercrime auch in Österreich zunehmen: Die gemeldeten Cybercrime-Fälle stiegen 2019 nach Angaben des Bundeskriminalamts im Jahresvergleich von 19.627 auf 28.439 Straftaten, ein Plus von 45 Prozent (siehe Starker Anstieg bei Cyberkriminalität, ORF 8.5.20).
Negative Produktivitätseffekte: Umstellung auf Windows 10
Ein Beispiel für die Senkung der Produktivität durch Aufwendungen für Cybersicherheit ist mein Aufwand bei der Umstellung auf Windows 10. Dazu sah ich mich wegen der Einstellung der Sicherheitsupdates für Windows 7 durch Microsoft im Jänner 2020 gezwungen, obwohl Windows 7 seinen Zweck weitgehend erfüllte und dafür ansonsten kein Grund bestand.
Ein Upgrade war leider nicht möglich. Obwohl die Leistungsfähigkeit des „alten“ PC mehr als ausreichend war, selbst für Video-Bearbeitung, habe ich einen neuen „nackten“ PC erworben, um das Risiko fataler Datenverluste zu verringern, Windows 10 sowie die von mir benötigten Programme installiert und alle Daten tranferiert, inklusive Archive meiner Mailprogramme. Den „alten“ PC nutze ich weiter offline. Meinen Windows 7-Laptop habe ich nicht umgestellt – ich hoffe bloß, dass bei seiner seltenen Online-Verwendung nichts passiert und mich meine Firewall- und Anti-Viren-Software beschützt.
Der gesamte Aufwand für den Umstieg auf Windows 10 (Geld und Zeit; alles zusammen mehrere Tage!) ist völlig unproduktiv. Dazu kommt die ebenfalls unproduktive „Lernphase“ beim Umgang mit dem neuen Betriebssystem. Einen Produktivitätszuwachs durch Windows 10 selbst (Windows 10 Pro, 1909) kann ich auch nach mehreren Monaten nicht feststellen; unter dem Strich dürfte die Auswirkung wegen einiger lästiger Bugs sogar negativ sein.