WTO/Seattle: Mangelhaftes Wachstumsmodell

[November 1999]

Das aktuelle Wachstumsmodell ignoriert Verteilungseffekte und den Verbrauch endlicher natürlicher Ressourcen.

Was Kritiker des aktuellen Wachstumsmodells seit geraumer Zeit vorbringen, bestätigt nun auch die Weltbank in ihrem World Development Report 1999: Bei einer Fortsetzung der gegenwärtigen Trends wird die Zahl der extrem Armen von 1987 1,2 Milliarden Menschen bis 2000 auf 1,5 und bis 2015 auf 1,9 Milliarden zunehmen.

Wirtschaftswachstum allein reicht nicht aus, um die Armut zu bekämpfen. Es gibt kein automatisches “Trickle down”. Der entscheidende Faktor ist dabei die Einkommensverteilung, wie das britische Overseas Development Institute (ODI) berechnet hat.

Selbst wenn es den Entwicklungsländern gelänge, ein jährliches Wirtschaftswachstum von 4 Prozent pro Kopf zu erreichen, wie die Weltbank optimistisch annimmt, kann das Ziel des OECD-Ausschusses für Entwicklungshilfe (DAC)- eine Halbierung des Anteils der extrem Armen bis 2015 – nur erreicht werden, wenn die Ungleichheit gering ist. Bei einer extrem ungleichen Einkommensverteilung, wie sie vor allem in afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern vorherrscht, ist das Ziel nicht zu erreichen.

Gleichzeitig werden insbesondere rohstoffexportierende Länder sogar ärmer, wie die Weltbank 1997 berechnet hat. Die sogenannten “echten Ersparnisse” berücksichtigen auch die Neubildung von Humankapital, den Verbrauch an natürlichen Ressourcen sowie Umweltschäden. Ecuador ist hier besonders schlimm dran, aber auch Afrika südlich der Sahara wurde seit Beginn der achtziger Jahre ständig ärmer.

Länder wie China, die bisher dem westlichen Weg gefolgt sind – Wachstum zuerst, Umweltschutz später – könnte dieser Weg bis zu 8% des jährlichen Wirtschaftsprodukts kosten, schätzt die Weltbank.

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